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Wieso verarbeitet ein Gürtler Buntmetalle?

Gisela Rosenkranz • 7. April 2021

Recherche-Projekt – Der Gürtler und Buntmetalle

Ich habe mich schon seit ich das erste Mal mit dem Beruf Gürtler konfrontiert wurde, gefragt, wieso ein Gürtler Buntmetalle wie Messing verarbeitet und nicht etwa Gürtel oder Zaumzeug aus Leder herstellt, wie es der Namen vermuten lassen würde. 🤔


Daher haben wir uns auf Recherche 🕵️‍♀️ begeben und wollen die Ergebnisse in einigen Blogbeiträgen mit euch teilen.



Woher kommt der Begriff Gürtler für ein metallverarbeitendes Handwerk?

  • Kupferstich Gürtlerwerkstatt aus

    Gürtlerwerkstatt - Kupferstich

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  • Kopie einer Handwerksrolle von 1410 bis 1614. Herkunftsort unbekannt. Vermutlich Stadtarchiv München

    Kopie Handwerksrolle 1410 - 1704

    Herkunftsort unbekannt

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  • Gürtelschnalle aus Edelstahl getrieben. Motiv VW-Käfer.

    Gürtelschnalle - Treibarbeit

    von Andreas Rosenkranz

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Der Sattler ist beruflich der Vater des Riemers, Gürtlers und Metalldrückers. Denn letztlich ist auch der Gürtel aus Kettengliedern, Ringen, Platten, oder mit Schnallen und Metallscheiben versehen ein Abkömmling des Ledergürtels. 1)


Der Gürtler stellte zunächst Gürtel aus Bronzegliedern her. Später im Mittelalter kamen zahlreiche weitere Erzeugnisse hinzu. So fertigten die Gürtler neben Gürtelschnallen und Metallteilen für Pferdegeschirr und Zaumzeug auch Beschläge für Büchereinbände, Zimmertüren, Fenster und Möbel. Vom Gürtler kamen auch Kerzenleuchter, Essbestecke, Türklopfer, Dosen, Prunkgeschirr u.v.m. 2)


Es entstanden sogar verschiedene Gürtlerzünfte wie die Messing Gürtler 3), Lüstergürtler, Schmuckgürtler und Korpusgürtler 2).


📌Der Gürtel ist also doch der ursprüngliche Namensgeber des Gürtlerhandwerks. Außerdem übt der Gürtler sein Handwerk bereits seit der Bronzezeit aus. ✌


Welche Bedeutung hatte der Gürtel im Laufe der Geschichte?

Da der Gürtel der Namensgeber des Gürtlerhandwerks ist, tauchen wir nun in die Geschichte des Gürtels ein.


Bereits auf uralten Statuen-Menhiren finden sich Darstellungen von Männern mit opulenten Gürteln und Gürtelschnallen. Von der Jungsteinzeit über das Römerreich bis zum Mittelalter standen Gürtel und Schnalle in entsprechender Ausführung für Anspruch auf Herrschaft, Zeichen der Kraft und besonders im Mittelalter als Zeichen ehelicher Treue. Denn der Gurt hielt die Hose des Ehegatten und das Kleid der Ehefrau zusammen. 4) Außerdem führten die Reiter- und Ritterheere des Mittelalters zu einem beachtlichen Aufschwung des Sattler- und Gürtlerhandwerks. 1)


Wer sich also in die Geschichte der menschlichen Bekleidung vertieft, stellt folgendes fest:

  • Der Mensch trug abwechselnd Gewänder mit und ohne Gürtel. Die Eitelkeit spielte beim Tragen des Gürtels eine Rolle, denn der Gürtel wurde nicht nur aus praktischen, sondern auch aus modischen Gründen getragen.
  • Bestimmte Stände wie der Krieger, Ritter und Soldat waren zu allen Zeiten darauf angewiesen, gegürtet zu gehen. Sie mussten einen Teil der Waffen, Schanzzeug, den Köcher oder die Patronentasche an einem Gürtel tragen.
  • Nur bestimmte Handwerker wie die Dachdecker bedurften dringend des Gurtes, für andere Stände wie Bauern wäre jener eher hinderlich gewesen.
  • Bereits die Frau der Bronzezeit schmückte sich mit kunstvoll gearbeiteten Gürteln, welche mit ziselierten Bronzescheiben besetzt waren. Die mittelalterliche Hausfrau trug am Gürtel Messer, Schere, Spindel, Wirtel, Schlüssel und Tasche.
  • Die Könige der Assyrer und die ägyptischen Pharaonen beweisen, dass der Gürtel bei den Männern auch zur ständischen Klassifizierung diente. Sie trugen eine Leibschärpe, die als Standesauszeichnung zu betrachten ist. 1)


📌Der Gürtel dient also nicht nur dazu, dass die Hose oder Rock nicht rutschte, sondern daran wurden in Ermangelung von Hosentaschen alle wichtigen Gegenstände befestigt 😉 zudem zeichnete er den Stand aus. 


Was erwartet Dich im nächsten Beitrag?

Im nächsten Beitrag beschreiben wir die Metallverarbeitungstechniken, die ein Gürtler nutzt und die typischen Gegenstände, die er fertigt.



Haben wir Deine Neugier geweckt?

Wenn Dich die Geschichte des Gürtlerhandwerks oder die Bronzezeit interessiert, dann merke Dir das MetallStück oder schau persönlich vorbei, sobald es wieder geht.

Du findest uns unter: www.metallstueck.de, auf Facebook und Instagram

Das MetallStück • Bahnwärter Thiel • Atelier E23 | Tumblingerstrasse 29 | 80337 München; nach Terminabsprache


Das MetallStück – Handwerkskunst aus Metall

Das MetallStück will die alte Handwerkstradition des Gürtlers (heute Metallbildner) lebendig halten und besondere Metallobjekte fürs Wohnumfeld schaffen. In unserem Atelier entsteht Handwerkskunst aus Edelstahl, Buntmetallen (Kupfer, Messing) und Silber. Dazu nutzen wir alte und neue Techniken der Metallverarbeitung.




Bilder:

  1. Werkstätte der heutigen Künste - Der Gürtler, Hallens Werkstäte der Künste, 1. B., Ausgabe 1761, S. 178
  2. Kopie einer Handwerksrolle 1410 bis 1704, Herkunftsort unbekannt
  3. Gürtel gefertigt von Andreas Rosenkranz

Quellennachweis:

  1. Der Gürtler und Metalldrücker – Geschichte der Handwerksberufe, Bd. 1, Ausgabedatum unbekannt, S. 285
  2. Mittelaltergazette: Der Gürtler (aufgerufen am 07.04.2021)
  3. Kopie einer Handwerksrolle 1410 bis 1704, Herkunftsort unbekannt
  4. Augsburger Allgemeine: Gürtel – Uraltes Symbol für Macht, Leidenschaft und Enthaltsamkeit (aufgerufen am 07.04.2021)

Infos zum Beruf des Gürtlers (heute Metallbildner) findest Du unter:

(alle aufgerufen am 07.04.2021)

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